Prof. Siegfried Gohr

Es sind zwei scheinbar entgegengesetzte Assoziationen, welche die Bilder von Maike Tersch zuerst beim Betrachter hervorrufen. Zum einen nimmt er eine scheinbar mühelose, kultivierte Malerei wahr, wie sie heute selten vorkommt; zum anderen stellt sich das Gefühl ein, dass die Malerin etwas zeigt, was unter der Haut liegt, sozusagen Körpersubstanzen, die allerdings nicht anatomisch zu fassen sind. Ihr Blick scheint ohne Angst Phänomenen nach­zugehen, die wie Blutbahnen des Bildes oder seine Nerven aussehen könnten. Alles Gemalte bleibt auf diese Weise ganz dem Erleben, ja der unmittelbaren Gegenwart verbunden. Die Bilder haben mit dem Hier und Jetzt zu tun, mit Erfahrungen und Wahrnehmungen von Menschen, Orten und den Tatsachen des avancierten modernen Lebens. Der Vorteil bleibt, dass sie ihre Modernität nicht technisch behaupten wollen, sondern in eine malerische künstlerische Strategie umsetzen, die gerade nicht bei der Quelle der Wahr­nehmung, Gedanken und Empfindungen verharrt.